This book proposes that technologies, similar to texts, novels and movies, ‘tell stories’ and thereby configure our lifeworld in the Digital Age. The impact of technologies on our lived experience is ever increasing: innovations in robotics challenge the nature of work, emerging biotechnologies impact our sense of self, and blockchain-based smart contracts profoundly transform interpersonal relations. In their exploration of the significance of these technologies, Reijers and Coeckelbergh build on the philosophical hermeneutics of Paul Ricouer to construct a new, narrative approach to the philosophy and ethics of technology.
The authors take the reader on a journey: from a discussion of the philosophy of praxis, via a hermeneutic notion of technical practice that draws on MacIntyre, Heidegger and Ricoeur, through the virtue ethics of Vallor, and Ricoeur’s ethical aim, to the eventual construction of a practice method which can guide ethics in research and innovation. In its creation of a compelling hermeneutic ethics of technology, the book offers a concrete framework for practitioners to incorporate ethics in everyday technical practice.
Endorsements
Shannon Vallor:
“Reijers and Coeckelbergh have made a groundbreaking synthesis of narrative theory, virtue ethics, and philosophy of technology that lifts the emerging professional practice of ‘responsible innovation’ onto a morally and politically richer plane. The result is a hermeneutic of virtuous technical practice: a new path to interpreting, understanding, and answering the question of how to live well with technology.”
Vincent Blok:
Narrative & Technology Ethics, written by two leading scholars in the field,offers a new philosophical perspective within the quickly growing field of ethics of technology. It not only builds on work by philosophers that are often neglected by contemporary ethicists of technology like Heidegger and Ricoeur. Building on their work, they show how technologies, like texts, have a narrative nature and constitute a meaningful world. With this, they open a new perspective on the role of technology in society and how their development can be steered in a responsible way. The book fills a major gap in our current understanding of the impact of Socially Disruptive Technologies and is an extremely helpful resource for scholars. Furthermore, the book also provides theoretical insights to reflect on mission-oriented research and innovation in the European context.
Alberto Romele:
Narrative & Technology Ethics represents a major contribution to the contemporary philosophical debate on technology. While the field is currently dominated by the so-called empirical turn, the authors propose a narrative approach to technology. They introduce, among several innovative ideas, the notions of technical practice and technological emplotment, both inspired by the philosophy of Paul Ricoeur. Such an innovative framework turns out to be particularly effective when it comes to technology ethics. Narrative & Technology Ethics will be of great interest not only to scholars in philosophy of technology, Ricoeur studies, science and technology studies, media studies, and many other research fields. It will also represent a formidable instrument for practitioners, and stakeholders in general. The authors have indeed the great merit of translating the narrative ethics of technical practice into an elegant and easy-to-apply method for practicing ethics in research and innovation settings.
Reviews
By Bernhard Kellner (in German):
Technologien formen zusammen mit Menschen unsere Lebenswelt. In ihrem Buch „Narrative and Technology Ethics“ beschreiben Wessel Reijers und Mark Coeckelbergh überzeugend, wie eine Ethik der Technologie einen Rahmen setzen kann.
Was bringt ein Facebook-Post oder ein Tweet? Sich selbst aufhübschen, bewundert werden, die Wertschätzung der Follower gewinnen — bleibt das der einzige Zweck, dann sprechen wir von Narzissmus. Zu einem „guten Leben“ indessen gehört eine dialogische Struktur, um zunächst den/die jeweils Andere/n und weiters die Gesellschaft einzubeziehen. Empathie, Fürsorge und letztlich die so genannte goldene Regel der jüdisch-christlichen Tradition: den Anderen lieben wie sich selbst.
Die Autoren Wessel Reijers und Marl Coeckelbergh machen in ihrem Ende 2020 erschienenen philosophischen Werk „Narrative and Technology Ethics“ deutlich, dass eine rein auf den Menschen zentrierte Wahrnehmung in der Ethik heute in die Irre führt. Zwar können Technologien nicht selbst tugendhaft handeln — aber: Sie legen, verkürzt gesagt, gemeinsam mit dem Menschen fest, unter welchen Bedingungen das möglich ist. Facebook oder Twitter etwa sind sehr stark auf Texten basierende Technologien. Die Social-Media-Plattformen organisieren „liking“ oder „friendship“ und schaffen Spielregeln für menschliche Interaktionen und prägen so letztlich unser Bewusstsein und Verhalten. Sie konfigurieren Personen und Events —und lassen so Bedeutungszusammenhänge und Handlungsstränge entstehen.
Kern des Buches ist, dass die beiden Autoren eine sehr überzeugende Methode entwickeln, mit der Regeln für ethisches Handeln in Forschung und Innovation gefunden und etabliert werden können — beispielsweise durch die Einbeziehung von Usern oder Experten. Der Dreischritt geht vom Einzelnen, über die Beziehung zum Anderen und wird dann — hochpolitisch — auf die Gesellschaft geweitet: „The good life, with and for others, in just institutions“.
Was hilft der/dem Einzelnen mit ethischen Konflikten fertig zu werden? Bildung, Mentoring, die ihm/ihr mittels Fähigkeiten und Tugenden zu einer reflektierten Überzeugung, zu Selbstwertschätzung verhelfen. Normen, an die er/sie sich halten kann — wie etwa ein berufsständischer ethischer Eid. Und Regeln, wie er/sie Konflikte mit anderen in einem strukturierten Dialog lösen kann.
Im Zusammenleben sollen dann Formen des Community Building unterstützt werden, die den relevanten Tugenden wie Nächstenliebe, Freundschaft, Ehrlichkeit Vorschub leisten. Verhaltensregeln bestärken die Handelnden darin, wie sie mit anderen Personen respektvoll umgehen können — dabei können hinzugezogene Experten darauf hinwirken, Konflikte zu lösen. Als Beispiel führen Reijers und Coeckelbergh die Praxis automatisierter Grenzkontrollen an. Ein staatenloser Flüchtling hat keine Dokumente. Die Maschine lässt ihn nicht passieren. Dem Flüchtling droht Verfolgung durch ein Terror-Regime. Das Handlungsprotokoll kann diesen Konflikt nicht lösen. Es müssen folglich Expert*innen vor Ort sein, die in der Lage sind, auf der Stelle eine Klärung herbeizuführen.
Die politische Dimension besteht im Extrem schließlich darin, dass die Gesellschaft den Einsatz einer Technologie billigen oder sie verbieten kann. Gerechte Institutionen setzen einen ethischen Rahmen. Bürger*innen benötigen mit Blick auf Tugenden wie Gerechtigkeit oder Anstand und deren Bezug zu Technologien entsprechende politische Bildung — und, so Reijers und Coeckelbergh: Sie sollten die Fähigkeit haben, in ihrem bürgerlichen Leben wachsam zu sein. Dadurch kommen sie in die Lage, ihre Rechte einzufordern und durchzusetzen. Unterstützt werden sie durch gesetzliche Regelungen, die Recht setzen und einklagbar sind. Festsetzen muss diese Regeln nicht die Einzelne, sondern das ist Aufgabe der politischen Gemeinschaft. Aber die Einzelne muss einen Sinn für Gerechtigkeit ausbilden, befähigt und ermächtigt werden zur demokratischen Entscheidung. Dies ist im digitalen Zeitalter keine Selbstverständlichkeit. Partizipation hat für Menschen, die keine Digital Natives sind, ihre Tücken.
Der Dualismus zwischen Herrschenden und Beherrschten wird von den Autoren übrigens ausdrücklich auch auf die User und die Tech-Giganten im Internet bezogen. Sie fordern, die User mit Mitteln auszustatten, sich zu wehren und Konflikte in die öffentliche Debatte zu bringen. Dort soll dann zum einen die jeweilige Technologie nach den Normen der Good Governance hinterfragt werden. Zum andern soll zugleich der politische Prozess geprüft werden, in dem die Entscheidung fallen soll: Denn die digitalen Technologien werden zunehmend dazu entwickelt, politische Prozesse zu manipulieren.
„Narrative and Technology Ethics“ zeigt die epochale Veränderung im digitalen Zeitalter auf. Das Buch, so stellen die Autoren in der Einleitung klar, folgt der These, dass Technologien Geschichten erzählen, ähnlich wie Texte, Romane oder Filme, indem sie Charaktere und Ereignisse in einer sinnhaften Synthese anordnen. Sie greifen also aktiv in unsere Lebenswirklichkeit ein. Vorbei sind damit die Zeiten, in denen Technologien passiv bleiben, etwa wie eine Brücke über einen Fluß — die einfach dasteht. Dagegen betreten wir nun eine neue Epoche, sagen Reijers und Coeckelbergh: „the age of the ‚adaptive machines‘ with a ‚disturbing life-like quality‘“.
Was für ein Fortschritt, was für eine Herausforderung. „Narrative and Technology Ethics“ gibt eine ebenso spannende wie schlüssige Antwort auf die Fragen, wie wir verantwortlich, partizipativ und demokratisch ethische Leitlinien, Regeln und Gesetze entwickeln können, um in diesem disruptiven Veränderungsprozess als Gesellschaften bestehen zu können.